P. B. Kerr: Die Kinder des Dschinn – Gefangen im Palast von Babylon
Jugend- bzw. Kinderbücher sind ja nicht ausschliesslich für junge Leser da, an vielen haben auch Erwachsene ihre Freude. Der schottische Autor P.B. Kerr ist zwar mehr durch seine Krimis und Thrillers bekannt, hat aber auch eine Jugendreihe im Programm. „Die Kinder des Dschinn“ handelt von einem Geschwisterpaar, das so einige Abenteuer zu bestehen hat. Philippa und John sind Zwillinge, 12 Jahre alt und leben mit Mama und Papa in New York. Sie gehen zur Schule, nerven die Haushälterin, lieben ihre zwei Hunde und haben alle Flausen im Kopf, was so Fast-Pupertierende auf Lager haben. Doch etwas ist anders: Die beiden sind Dschinns – ja, genau wie das blaue Kerlchen in Aladins Wunderlampe. Und sie sind nicht die einzigen: Es gibt eine ganze Community über die Welt verstreut und nicht alle Dschinns sind gut und edel wie die Zwillinge. Und weil es auch böse Dschinns gibt, geraten die zwei von einem Abenteuer in das nächste. „Gefangen im Palast von Babylon“ ist der zweite Teil der Serie – hier geht es vorerst um ein verschwundenes Buch… Die Dschinn-Community ist aus dem Häuschen: Alles dreht sich um das bevorstehende Dschinnverso-Turnier, an dem Philippa als Favoritin teilnimmt und beim Schwindeln ertappt wird, die herrschende Blaue Dschinn, die sich um die Ausgewogenheit von Gut und Böse auf der Welt kümmert, sucht eine Nachfolgerin (was nicht leicht ist, denn das setzt voraus, dass der Kandidat mehr oder weniger seine Persönlichkeit verliert und ein hartes Herz bekommt) und schließlich verschwindet auch noch das „Grimoire“, das Buch Salomons, in dem mächtige Beschwörungsformeln aufgeführt sind und mit dem jeder Dschinn die absolute Macht erreichen kann.
Und ausgerechnet die Zwillinge löffeln diese Suppe aus. Zunächst müssen sie sich mit dem Dieb des Buches treffen – doch das ist nur eine Finte, um Philippa zu entführen. Sie soll die Nachfolgerin des blauen Dschinn sein, was Philippa natürlich vehement ablehnt. Es stellt sich heraus, dass das Turnier, ihre Aufdeckung als Schwindlerin und der Diebstahl des Buches nur ihretwegen inszeniert wurde, um sie dann zu entführen und im unterirdischen Palast in Babylon „umzumodeln“.
„Das ist nur ein Grund mehr, warum ich nie in Ihre Fußstapfen treten könnte“, sagte Philippa energisch. „Ich bin in kein bisschen wie Sie. Ich gehöre nicht zu denen, die tatenlos zusehen, wie andere leiden.“
„Nein?“ Der Blaue Dschinn lächelte. „Du bist mir ähnlicher, als du denkst, Philippa. Deshalb habe ich dich ausgewählt.“
„Egal, wie lange ich hier bleiben muss, ich werde nie so böse sein wie Sie.“
„Nicht böse. Gleichgültig. Das ist etwas anderes.“
„Ich finde gleichgültig ist keine Spur besser als böse sein.“
„Wir werden sehen“, sage Ayesha. „Aber zum Glück müssen wir nicht so lange hier bleiben, bis dein Herz genauso hart sein wird wie meines. Danach können wir in meine Villa nach Berlin zurückkehren. Berlin wird dir gefallen. Und allmählich werden wir beide sehr gut miteinander auskommen – in der Zeit, die mir noch bleibt.“
Selbstverständlich macht sich John zusammen mit den beiden Hunden auf den Weg, um Philippa zu retten. Sein Onkel Nimrod und ein alter Flaschengeist helfen dem Jungen, soweit es ihnen möglich ist.
Eine nette Geschichte, die sich gut für junge Leser eignet. Die Handlung wird flott erzählt, Grusel-Shocker gibt es keine und auf weit reichende, ermüdende Erklärungen über die Welt der Dschinn wird weitgehend verzichtet. Mir – als Erwachsener – ist der Zauber, die solche Geschichten meist vermitteln, abgegangen. Die geschwisterliche Verbindung, die Magie der Dschinn und die Gefahren, die John meistern muss, werden nicht wirklich stimmungsvoll rübergebracht. Man hätte durchaus mehr Spannung und Emotion in diesem Roman verpacken können.