Boris B. B. B. Koch: Die Anderen
Wie stellt man sich einen Elfen vor? Gut, schön und edel. Und einen Zwerg? Klein und eben vielleicht nicht ganz so hübsch. Einen Ork oder einen Troll? Ziemlich hässlich, furchteinflössend und relativ dumm. Diese Vorstellungen, genährt durch unzählige Fantasy-Geschichten, so dass sie manchen vielleicht schon aus dem Hals hängen, werden hier gnadenlos auf die Spitze getrieben: Denn endlich hat jemand den Schritt gewagt und Fantasy-Klischees durch die Mangel gedreht. „Die Anderen“ ist eine „grosse Orks-Elfen-Zwerge-Troll-Parodie“ und für unerschütterliche Fantasy-Fans ist es anzuraten, sich diesen kleinen Hinweis am Buchdeckel zu Herzen zu nehmen, um vielleicht einer herben Enttäuschung entgegenzuwirken. Denn hier wird auf fast schon grausame Weise mit allem abgerechnet, was aus „Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Die Zwerge„, „Die Elfen„, „Die Trolle“ und „Die Orks“ bekannt ist.
ACHTUNG!
Dieses Buch ist ein analog-interaktives Medium. Sie können es zwar leider nicht an das Internet anschließen, doch Sie haben mit dem Kauf dieses Buches auch die Lizenz erworben, über dieses Buch mit anderen Nutzern von „Die Anderen“ zu reden. Diese Lizenz ist kostenlos und kann auch auf andere Personen überragen werden, die dieses Buch nicht gelesen haben. Das ist nicht unerheblich, denn viele Leute reden gerne über Dinge, die sie nicht gelesen haben. Ich, zum Beispiel. Ich habe keine Ahnung von Wittgenstein und Niklas Luhmann, macht aber nichts.
Spannendes Bonusmaterial zu diesem analog-interaktiven Medium, darunter bewegende Einblicke in das Leben des Autors, finden Sie im Internet unter www.boriskoch.de.
Wer also die erste Seite mit diesem Hinweis geschafft hat und wenn der Leser dann immer noch darauf erpicht ist, dieses Buch zu lesen, kann es tun. Einem jeden anderen würde ich raten, es zu lassen. Die Handlung ist schnell erzählt (eigentlich ist sie auch nicht wichtig):
Eine Gruppe aus Elfen, Zwerge, Troll und einem Ork werden von ihren Völkern zum Orakel im Herz der Welt geschickt. Das Orakel weissagt, dass in nicht allzu ferner Zeit „die Anderen“ ihre Völker vernichten werden. Nur vereint können die Völker gegen die Bedrohung vorgehen. Gleichzeitig werben die beiden Elfenkrieger Fahrdahin und Nur’a’mann um die schöne Elfin Doro Elle, doch keiner von ihnen wagt es, den ersten Schritt zu machen. Doro hat das Warten ziemlich satt und lässt sich eines Nachts im Traum mit zwei zwielichtigen Gestalten ein, die nur zwei Andere gewesen sein können. Prompt wird Doro schwanger, und die Elfenkönigin verbannt sie aus ihrem Reich. Die beiden liebeskranken Elfenkrieger machen sich auf den Weg, um ihre Angebetete wieder zu finden. Aber auch eine Gruppe Orks ist unterwegs…
Wenn man frei von Erwartungen an das Buch rangeht, kann’s lustig werden, denn der Autor hat so einige Schmankerl eingebaut. Z.B. penetrante Fußnoten und nervige Werbeunterbrechungen. Wahrscheinlich hatte Boris Koch auch mal eine Schreibblockade, denn auf fünf Seiten wird die Handlung einfach im Comic-Stil weiter erzählt. Dazwischen werden Fantasy-Charaktere und bekannte Örtlichkeiten hemmungslos überzeichnet: Die Elfen sind so ehrbar, dass sie zickig sind, die Orks so verkommen, dass sie sich auf die S/M-Bestrafung ihrer Königin freuen. Und vieles kommt einem bekannt vor, auch wenn es ordentlich verdreht wurde. Nicht, dass dieser Roman in Stil und Handlung ernst zu nehmen wäre, nicht mal wenn „Parodie“ ganz groß über das gesamte Deckblatt geschrieben stünde. Aber mit den kreativen Techniken des Autors ist für „Ab-und-zu-Lacher“ allemal gesorgt.