Passend zum Start der neuen Staffel von „Austria’s Next Topmodel“ habe ich für euch die entsprechende Lektüre: In diesem Wiener Krimi, in dem sich alles um die Casting-Show Egomania dreht, wird der Satz „Die Konkurrenz ausstechen“ ziemlich wörtlich genommen. Bei Egomania sind nur noch sechs Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen und Johanna „die Natürliche“ ist die klare Favoritin. Aber wieder Erwarten ist nicht sie es, die mit einer Schere in einem Umkleideraum erstochen wird, sondern ihre Rivalin, der Rebellen-Punk Amy. Weil Mangel an gutem Personal herrscht, schickt der Chef der Kriminalpolizeit Hofrat Zauner, seine beiden Waldviertler Hawelka und Schierhuber, aufs Showparkett zum Ermitteln.
Es gibt Polizisten, die sind vom Schicksal begünstigt. Alles gelingt ihnen. Sie treffen beim Schießtraining regelmäßig ins Schwarze, sie treffen, wenn sie einen Verdacht äußern, stets den Nagel auf den Kopf, und sie treffen sich regelmäßig mit den schärfsten Bräuten der Stadt zum rhythmischen Horizontalturnen. Solche Beamte sind ausgezeichnete Skifahrer, regelmäßige Blutspender, überdurchschnittlich oft Motorradbesitzer, und sie haben auch ohne Solarium den begehrte Surflehrer-Teint. Es ist ihre zupackende Art, ihr energisches Auftreten, ihre laute Stimme – bei alldem aber auch eine gewissen Ruhe und Festigkeit, die ihnen natürliche Autorität verleiht, die ja die Voraussetzung für einen guten Polizisten ist. Kurzum, diese Polizisten sind tatsächlich Musterbeispiele für kultivierter Kraft und Männlichkeit.
Hawelka war es nicht.
Ein Promifall. Na, mehr braucht’s nicht
Hawelka und Schierhuber haben kaum Zeit, sich dem aktuellen Fall entsprechend zu widmen, da ruft sie auch schon der Erzherzog, Hofrat Zauner, wegen der toten Sängerin ins Besprechungszimmer. Der will nichts anderes als die verflixte G’schicht vom Tisch haben. Aber nicht nur der Chef sitzt den beiden Polizisten im Genick, sondern auch noch die neue, junge Staatsanwältin, die sich – kaum macht sie den Mund auf – auch schon unbeliebt macht. Also macht man sich an die Arbeit und geht auch jeder noch so kleinsten Spur nach.
Die Auswahl an Verdächtigen ist groß, die Recherchen nicht ergiebig und eine Fahndung verläuft ereignislos. Als dann auch noch die Favoritin Johanna erstochen wird und man immer noch keine Anhaltspunkte hat, gerät der gemütlich veranlagte Hawelka nun wirklich ins Grübeln. Aber Not macht erfinderisch! Wenn man mit den herkömmlichen Ermittlungsmethoden nicht mehr weiter kommt, muss man auf unkonventionelle zurückgreifen. Und darin ist das Waldviertler Polizisten-Duo Meister.
There’s no Business like Murder Business
Der Roman punktet auch beim Setting: Der Blick hinter die Kulissen einer Castingshow bringt Abwechslung ins Krimi-Programm. Auch hier hat der Autor nicht mit bunten Figuren gespart: Der machtgeile, koksende Produzent, der verkannte Moderator, der nicht mehr lange auf der Gehaltsliste stehen wird und der proletoide Programmchef. Und alle glauben, die Fäden in der Hand zu halten. Aber sie haben ihre Rechnung ohne den Mörder gemacht.
„Hawelka & Schierhuber spielen das Lied vom Tod“ ist der zweite Krimi aus der Serie von Günther Pfeifer. Wem der erste Teil gefallen hat, kommt auch hier auf seine Kosten. Pointierter Witz mit viel Lokalorit, originelle Einfälle und echte Wiener Charaktere erwarten euch in diesem spannenden Wiener Krimi. Was mir gut gefallen hat, sind die wechselnden Erzählperspektiven. Mal wird aus der Sicht des Hawelkas erzählt, mal aus der Sicht des Produzenten oder einer der Kandidatinnen. Bücherratten-Tipp: Der Krimi lässt sich am bestens bei einem Glaserl Veltliner genießen!
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