„Das ist ein sehr persönliches Buch“, stellt Autor Thomas Stiegler alias „Der Leiermann“ gleich zu Beginn fest. 24 literarische Klassiker hat er ausgewählt, um über sie zu schreiben. 24 sehr berührende Geschichten sind entstanden, 24 Kulturgeschichten aus der Welt der Literatur. Eine wundervolle Liebesklärung an das geschriebene Wort.
Bücher wollen gelesen werden. Auch die alten.
In diesem Buch führt uns Thomas Stiegler uns auf eine faszinierende Reise durch das Labyrinth literarischer Werke großer Meister, die ihn inspiriert, bewegt und auch betroffen gemacht haben. Gleich vorweg: Hier geht es nicht um 24 Rezensionen, Textanalysen oder Interpretationen von Hesse, Handke, Rimbaud, Kerouac, Storm, Stifter und anderen. Es sind „freie Fantasien, die sich am Gelesenen entzünden“. Stiegler verbindet literarische Geschichten mit seinen eigenen und erzählt, welche Texte ihn nachhaltig beeinflusst haben. Und immer wieder stellt er die Verbindungen zwischen Altem und der Gegenwart her.
Dabei wäre Lesen heute wichtiger denn je, denn wir brauchen gute Bücher. Nicht nur, um als menschliche Wesen zu wachsen, sondern auch, um uns in einer zunehmend verwirrenden Welt zurechtzufinden.
Die in der Vergangenheit beschriebenen Einsichten und Weisheiten großer Literaten wie Hölderlin, Stifter, Hesse oder E. T. Hoffmann sind immer noch gültig. Sie müssen nur wieder hervorgeholt und gelesen werden. Denn wie damals dreht sich die Welt auch heute um große Gefühle wie Einsamkeit und Schmerz. Damals und heute sind wir mit dem Tod und Krieg konfrontiert und denken über den den Sinn des Lebens nach. Und auch wenn Bücher uns nicht immer eine Antwort oder Lösung bieten, dann zumindest Beistand, Trost und Verständnis.
Denn die großen Autoren sind nicht zu Unrecht groß. Sie sind wie Sternschnuppen, die zufällig in die Geschichte der Menschheit gefallen sind und die uns den Weg für Jahrhunderte erhellen.
Jedes Buch hat seine Zeit
Stieglers Erlebnisse mit Vertretern der klassischen Literatur, wirken wie ein Staubtuch. Man beginnt auf die alten, recht lieblos gestalteten Wälzer zu linsen, sie in die Hand zu nehmen und den Staub der Zeit weg zu pusten, um sie dann aufzuschlagen. Sie machten Lust darauf, sich mit ihnen zu beschäftigen, um wie Stiegler das Alte für sich neu zu entdecken.
Für mich sind diese Literaturgeschichten eine Quelle der Inspiration. Auch wenn ich nur wenige seiner Bücher tatsächlich gelesen habe – bei jeder Bücherratte stehen andere Gefährten im Regal der Klassiker – hat seine Auswahl mir Lust darauf gemacht, andere Meister kennenlernen zu wollen. Zum Beispiel Adalbert Stifter, der mir aus der Schule als biederer Heimatdichter in Erinnerung ist. Denn vielleicht liegt in dieser Langeweile ein Vorurteil begraben, das es gilt, aufzulösen. Vielleicht ist auch für mich das Lesen von „Bunte Steine“ wie neu Atem holen.