Der Tod, das muss ein Wiener sein … Und wo der Tod ist, war das Verbrechen schon vorher da. Mal abgetrennte Gliedmaßen in einem Weidenkorb, mal ein eingeschlagener Kopf, mal ein Schuss in die Brust. Die Wiener Polizei hat zwischen 1900 und 2000 oft grausige Funde bergen und brutale Taten aufklären müssen. Aus den Archiven des Wiener Kriminalmuseums präsentiert dieses Buch die aufregendsten Fälle des 20. Jahrhunderts. Beginnend bei der ausklingenden Monarchie über die 1. Republik bis zum Ende des Jahrhunderts berichtet es von Opfern und Tätern, aber auch von der Fortschritten der Wiener Polizei.
100 Jahre Mord, Totschlag, Raub und Einbruch
Ob im Lainzer Tiergarten, im Hotel Bristol, in der Leopoldstadt oder der Wiener Innenstadt – die Wiener Straßen und Zinshäuser sind stumme Zeugen mannigfacher Verbrechen mit den altbekannten Motiven: Gift- oder Lustmorde aus Eifersucht, Entführungen und Raubmorde aus Habgier. In der Zeit der Wiener Secession bis nach der Besatzungszeit sind es vorwiegend Einzeltäter, die erschlagen, vergiften, erstechen, erdrosseln oder erschießen. Kein Milieu ist vor ihnen sicher. Die Opfer sind Generalstabsoffiziere, Juweliere, betagte Frauen, Opernsängerinnen, aber auch Bürstenbinder und Trödler.
Die Täter haben klingende Namen wie Der blonde Todesengel, Der Kriminaltourist, Der Borstenzupfer, Die Plattenbrüder oder Das englische Fräulein. Und alle sind sie gefasst worden und wurden letztendlich entweder aufgehängt, enthauptet bzw. guillotiniert oder zu lebenslangem Kerker verurteilt. Das Gerät F. (F für Fallbeil) wurde für kurze Zeit während des Anschlusses eingesetzt. 1938 wurde die Serienmörderin Martha Marek damit hingerichtet. Der Letzte am Galgen war 1946 der Raubmörder Johann Traka.
Der Gasmann ist da
Und selbstverständlich fehlen auch nicht die Fälle aus der jüngeren Zeit, die dem einen oder anderen noch im Gedächtnis sind. Der Satz „Der Gasmann ist da“ bedeutete in den 1970ern der sichere Tod alter Frauen. Ebenso um sein Leben bangen musste man in den späten 80ern im Krankenhaus Lainz, als die 4 Todesengel dort arbeiteten. Und dann gab es noch den Unternehmer und Massenmörder Udo Proksch, den spät berufenen Schriftsteller Jack Unterweger oder Europas größten Bankräuber Del Monaco. Der hatte in den 90ern über 40 Banken überfallen und Millionenbeträge erbeutet.
Die 41 ausgesuchten Kriminalfälle – unterteilt in 5 Zeitabschnitten – zeugen auch vom Fortschritt der Wiener Polizei. Hier ein paar interessante Fakten:
- Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden z. B. Fingerabdrücke abgenommen und erkennungsdienstliche Aufnahme von Verdächtigen gemacht.
- 1923 gründete der Wiener Polizeipräsident Johann Schober Interpol.
- Die 4 im Jeep: Während der Besatzungszeit war immer je ein Militärpolizist pro Besatzungsmacht als Patrouille unterwegs.
- Seit 1899 gibt es auf Wunsch von Kaiser Franz Josephs ein Wiener Kriminalmuseum. Heute ist es im Seifensiederhaus im 2. Bezirk (Leopoldstadt) untergebracht. Das Museum besteht aus 20 Räumen, in denen die Geschichte der Justiz, des Polizeiwesens und der Kriminalität präsentiert wird.