„Die Geschichte von General Dann und Maras Tochter, von Griot und dem Schneehund“ ist die Fortsetzung von „Dann und Mara“. Mara und Dann leben in einer extremen Welt: Der südliche Erdball ist durch Hitze ausgetrocknet, Dürre und Hunger machen den dort lebenden Völkern zu schaffen. Der Norden jedoch ist durch das Ende einer Eiszeit geprägt. Das Eis der Gletscher schwindet und das Schmelzwasser zerstört allmählich den Lebensraum.
Dann und Mara sind ein Geschwisterpaar mit königlichen Wurzeln, die wegen der auf dem südlichen Kontinent Ifrik herrschenden Dürre und Hitze flüchten müssen. Im zweiten Buch – Mara und Dann sind mittlerweile erwachsen und leben im nördlichen Yerrup – erwartet Mara ein Kind, Dann ist hingegen alleine in das Zentrum zurückgekehrt. Das Zentrum ist das letzte Überbleibsel einer durch die herrschende Eiszeit untergegangenen Hochkultur. Es ist eine riesige Stadt, die nun als Auffanglager zahlloser Klima- und Kriegsflüchtlinge aus allen Himmelsrichtungen dient. Griot, ein einfach gestrickter Soldat, verwaltet die Stadt und ist froh, als Dann im Zentrum ankommt. Er wartet schon lange auf Dann, dessen Aufgabe es ist, die geflüchteten Völker in ein lebenswertes Land zu führen. Beide wissen, der Aufenthalt im Zentrum ist nur noch kurze Zeit möglich – das Schmelzwasser wird die Stadt bald überfluten.
Die Hüter des Zentrums hatten seinerzeit darauf gewartet, dass der rechtmäßige Prinz und die Prinzessin auftauchten und eine neue Dynastie der herrschenden Königsfamilie begründeten, doch Mara und Dann hatten sich geweigert. So weit, so gut. Allerdings war daraus in der Phantasie der Leute eine Schlacht geworden, in der das alte Paar ums Leben gekommen war, weil es das Geheimwissen des Zentrums nicht preisgeben wollte, und Mara und Dann waren geflohen, um ihre eigene Dynastie zu gründen, und würden zum Zentrum zurückkehren, um …ganz Ifrik zu beherrschen, ganz Tundra, je nachdem wie weit die geographischen Kenntnisse des Erzählers reichten. Und aus Dann war in diesen Versionen der Geschichte ein großer General und Eroberer geworden, der sich durch ganz Ifrik bis zum Zentrum hatte durchkämpfen müssen.
Es ist Danns Neugierde und auch seine innere Zerrissenheit, die ihn wieder dazu treiben, erneut aufzubrechen und das Zentrum und Griot zu verlassen. Dann geht weiter nach Norden, um herauszufinden, wie weit die Gletscher bereits geschmolzen sind. Er weiss zwar, dass Mara ein Kind erwartet, durch seine Reisen bekommt er nicht mit, dass seine Schwester bei der Geburt stirbt. Dann ist ebenfalls in Begriff Vater zu werden: Mit der Mutter, die das ganze Gegenteil zu seiner Schwester darstellt, steht er jedoch in keiner Beziehung mehr.
Erst als Dann von seiner Reise in den Norden in das Zentrum zurückkehrt, erfährt er, dass Mara tot ist. Dann wird zu einer instabilen Persönlichkeit, die durch den Tod seiner Schwester Mara den einzigen Haltegriff verloren hat. Ihm zur Seite steht jedoch der mutige Hauptmann Griot und ein weisser, grosser Schneehund namens Ruff, den Dann auf seiner Reise in den Norden gerettet hat und der ihn seitdem nicht mehr von seiner Seite weicht. Erst als Maras Tochter Teil seines Lebens wird, ist Dann auch dazu bereit, sein Volk zu retten und den ihm bestimmten Weg zu gehen.
Kluge Leser begreifen schnell, was uns die Nobelpreisträgerin Doris Lessing mitteilen will: Die Welt von General Dann ist unsere Welt, die irgendwann einmal, in ferner Zukunft, durch eine Eiszeit auf den Kopf gestellt wird. Ifrik (Afrika), der Wüstenkontinent, steht Yerrup (Europa) gegenüber – beide Kontinente sind durch die klimatischen Verschiebungen mehr oder weniger unbewohnbar geworden. Doris Lessing erzählt eine futuristische Geschichte mit utopisch-fantastischem Einschlag.
„Weißt du, so denken wir nämlich, dass alles so bleibt wie es ist. Aber es bleibt nicht so. Die Städte sind im Wasser versunken. Und wir, wir leben hier oben, und gleich dort unten liegen die alten, toten Städte.“
Eigentlich hat der Roman viele dramatische Komponenten und die Handlung sollte demnach spannend und anregend sein. Leider ist sie das keineswegs. Denn was der Geschichte völlig fehlt sind die Höhepunkte. Danns konfliktträchtiger Charakter inmitten einer intelligent gesponnenen Szenerie bleibt nicht wegen der Geschehnisse oder durch die zugrunde liegende Idee des Buches auf der Strecke sondern mehr durch die monotone und auch eigenwillige Erzählweise. Schade eigentlich.