In Egalia herrscht, nein, frauscht ein absolutes Matriarchat. Hier ist der Mann der Unterdrückte, derjenige, der ständig um Gleichberechtigung zu kämpfen hat, und dem der Weg zur Ausübung vieler Berufe erst recht nicht offen steht. So hat auch Petronius, 16-jähriger Sohn einer Schuldirektorin, mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen, um seinem Berufswunsch als Seefrau nachkommen zu können. „Die Töchter Egalias“ ist ein Buch über weibliche und männliche Rollenverteilung in – von unserer Sicht aus – umgedrehter Form, geschrieben in den 70ern, aber nach wie vor aktuell.
Schließlich sind es immer noch die Männer, die die Kinder bekommen.
In Egalia sind es die Männer, die für die Obsorge der Kinder zuständig sind und die sich um den Haushalt zu kümmern haben. Doch sie wollen sich nicht mehr unterdrücken lassen. Eine Männerbewegung entsteht um ihren Unmut gegen die Frauschaft auszudrücken und gipfelt in einer öffentlichen Verbrennung von PHs (männliches Pendant zum BH)…
„Viele Wibschen zogen ins Zentrum der Stadt, um der Demonstration beizuwohnen. Es waren Gerüchte im Umlauf, die Männer würden ihre Penisse entblößen, deshalb rieten viele Frauen ihren Männern, sie sollten zu Hause bleiben, und gingen mit ihren Kolleginnen in die Kneipe, ehe sie am Ort des Spektaktels eintrafen. Die PH-Verbrennung erreichte mehr Aufsehen als die Forderung nach Kinderversorgung und Arbeitsmöglichkeiten.
Meine Göttin nochmal!
Der Roman verkehrt die Rollen – inhaltlich, wie auch literarisch – konsequent bis zum Schluss. Die Sprache ist weiblich, es gibt kein männliches Vokabular sondern nur weibliche Spielarten. Menschen werden zu „Wibschen“, beherrschen zu „befrauschen“, Marx zu „Matraxia“ und Johnnie Walker zu „Johanna Walker“. Die Töchter Egalias – nicht nur deshalb ein sprachwissenschaftlich interessantes Werk, sondern auch empfehlenswert für LeserInnen, die sich für die weiblich-männliche Rollenverteilung oder für die Genderforschung interessieren.
Der Roman erschien 1977 (1980 in Deutschland erstveröffentlicht) und ist ein Standardwerk der feministischen Frauenliteratur. Ein utopisch-fantastische Satire auf das Patriarchat zum Schmunzeln und Nachdenken, geschrieben für alle, die erwachsen werden und für solche, die es schon sind.
Gerd Brantenberg: Hinter diesem Autor verbirgt sich eine Frau Norwegens, die in den 70er Jahren einen wesentlichen Beitrag zur norwegischen Frauenbewegung geleistet hat. Sie zählt mitunter zu den Gründerinnen des 1978 entstandenen literarischen Frauenforums. Man muss kein Linker sein oder Feministin, um seinen Spaß an diesem satirischen Buch zu haben.