Was mit dem Prequel-Band „Twilight Road“ begonnen hat, endet (vorerst) mit „Das Rad der Welten“, das alle sechs Bände des Zyklus „Verlorene Hierarchien“ vereint.
Die Welten sind in Bewegung. Veränderungen werden kommen, Entscheidungen bald fallen. Die Räder greifen ineinander und drehen sich. Zu Beginn der Geschichte kratzt das den Helden der Geschichte Jem van Rey noch herzlich wenig, denn von Veränderungen in New Zion sind außer bedrohlichen Wolken am Horizont noch nichts zu spüren. Doch bald wird Jem in den Sog seltsamer Ereignisse gezogen. Mit seinem Freund und Mentor Richard fährt er in die Wüste, um ein Ritual zu vollziehen. Richard wird aber dabei von schauerlich-fremdartigen Kreaturen ermordet. Jem kann sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Er trifft auf die attraktive Nuava, die etwas Licht ins Dunkle bringt, was ist mit den Kreaturen und dem Ritual auf sich hat.
Fast gleichzeitig beginnt in New Zion ein Krieg zwischen zwei Drogenkartellen. Es geschehen bizarre Morde, bei denen den Opfern der Kopf mit einem Schwert abgeschlagen wird. Die Polizei schaltet sich ein, muss aber bald feststellen, dass sie vor einem Rätsel steht. Was hat es mit Grenzgänger, Gestaltwandler, Kreaturen, denen Messer aus den Armen wachsen und einer Droge, die willenlos macht, auf sich? Zu Beginn tappt nicht nur der Leser im Dunkeln, doch bald merken auch Jem und seine Mitstreiter, dass ihr Schicksal mit einer fremden, anderen Welt verknüpft ist.
„Lass es mich einmal so sagen“, fuhr Nueva fort, „Die Anderswelt existiert parallel neben dieser Realität. Und sie wird von vielen Völkern bewohnt. Aber das herrschende Volk, dessen eigentliche Heimat die Anderswelt ist, wird von den Menschen meist Elfen genannt. Ninraé, so nennen sie sich selber.“
Horus W. Odenthal hat sich mit seinen „Ninragon“-Romanen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und dies mit „Das Rad der Welten“ wieder verdammt gut umgesetzt. Er versorgt Fantasy-Fans mit allem, was das Herz begehrt: Ein sympathisch-intelligenter Held mit zweifelhafter Herkunft, konfliktbehaftet und nicht perfekt, aufregende Martial-Arts Kämpfe mit funkelndem Stahl und spritzendem Blut im tosenden Unwetter, hübsche Mädchen, die unserem Helden zur Seite stehen und einer Batterie selbstherrlicher Bösewichter, die kontinuierlich dezimiert werden wollen.
Die Geschichte rund um Jem ist komplex gestaltet und überrascht mit vielen überlegten Details. Sie wechselt kapitelweise zwischen den Charakteren und Handlungssträngen hin und her – somit hat der Leser durch die Fülle an Perspektiven immer eine gute Übersicht der Zusammenhänge und Geschehnisse. Odenthal schafft damit auch eine größere Bühne für seine breit angelegte Geschichte ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Zudem setzt er die actionreiche Handlung vor einer Kulisse politischer Intrigen und mafioser Machenschaften, was dem Epos mehr Tiefe verleiht. Das alte, verzauberte Schwert Flammnis, die Waffe des berühmten Ninragon, ist dann noch die eingelegte Kirsche auf der magischen Sahne-Torte.
Horus W. Odenthal hat sich in der deutschsprachigen Fantastik mit der Serie „Ninragon“ und einer Reihe von Einzelromanen aus der selben Welt einen Namen gemacht.“Das Rad der Welten“ ist nicht nur gute Unterhaltung. Das Buch ist Urban-Fantasy vom Feinsten. Bereitwillig folgt man in das Abenteuer, gefesselt von der düsteren-mystischen Atmosphäre, den spannenden Kampfszenen und den detailreichen Charakteren und wartet nach der letzten Seite bereits auf das nächste.