Dies ist der Auftakt zu einer groß angelegten Fantasy-Reihe der in den USA lebenden Autorin Imogen Rose. Band 1 beginnt mit einem Prolog und einem geheimnisvollen Satz, dessen Bedeutung sich erst im Laufe der Lektüre allmählich offenbart: „Komm und finde mich vor zwei Jahren.“ Olivia ist schwanger und ihre Ehe kurz vor dem Aus, als sie bei einem Polterabend den attraktiven Rupert kennenlernt. Es ist Liebe auf den ersten Blick und es ist Rupert, der ihr diesen Satz zuflüstert, bevor die beiden wieder ihre eigenen Wege gehen. Doch Olivias und Ruperts Romanze steht nicht im Mittelpunkt dieser Geschichte. Es ist die Icherzählerin, Olivias Tochter Arizona.
Arizona ist eine so richtige Kratzbürste im Teenager-Alter. Niemand, der bei Verstand ist, legt sich mit ihr an. Zu Hause ist sie in der Eis-Arena. Als einziges Mädchen spielt sie für die Schulauswahl des Eishockey-Teams. Sie weiß sich durchzuboxen, ist schlagfertig und mehr ein Junge als ein Mädchen. Gerade noch träumt die Sechzehnjährige von einem erfolgreichen Gerangel auf der Eisfläche, als sie in einem Auto erwacht. Zwar sitzt ihre Mutter am Steuer und ihre kleine Schwester Ella schläft auf der Rückbank, doch Arizona kommen einige Dinge ziemlich spanisch vor und ein mulmiges Gefühl macht sich in ihr breit. Als sie vor dem Elternhaus steht und dann auch ihrem Dad begegnet, ist sich Arizona sicher: Hier stimmt nichts mehr zusammen. Ihr Zuhause ist ein anderes, der Mann im Wohnzimmer, der ihr Vater sein soll, ist ihr unbekannt und ihr Zimmer ist ihr völlig fremd. Als sie sich später im Spiegel betrachtet und bemerkt, dass ihr dunkles Haar plötzlich blond ist, ist es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei.
Wer war das, der mich daraus anstarrte? Ich ging langsam zu dem Spiegel und starrte hinein. Meine Hand wanderte hoch zu meinem Haar. Ich zog daran. Autsch! Es saß fest an meinem Kopf, aber es konnte nicht meins sein. Es war blond… platinblond! Ich sah lächerlich aus, wie eine scheußliche Barbie-Puppe. Ich zog wieder daran, diesmal stärker, um mich endlich selbst aufzuwecken, aber ich stöhnte, als ich ein Büschel ausriss. Ich starrte auf das Haar in meiner Hand, fühlte ungläubig die Strähnen mit meinen Fingern. Ich spürte ein Gefühl des Grauens, und dann verlor ich die Kontrolle. Ich schrie.
Da Arizona bereits schon mal in einer Therapie war, wagt sie es nicht, Hilfe suchend zu ihrer Mutter, mit der sie sich ohnehin nicht sonderlich gut versteht, zu laufen. Sie versucht zunächst die Lage zu sondieren, abzuwarten und das Problem alleine zu lösen. Sie findet heraus, dass sie mit ihrer Familie nicht länger in New Jersey, sondern in Kalifornien lebt. Dass sie nicht Eishockey spielt sondern eine Cheerleaderin ist. Dass zwischen der letzten Erinnerung an das alte Leben und der Gegenwart acht Monate liegen. Dass ihr Vater Rupert heißt. Dass sie auf eine andere Schule geht und dass sie einen älteren Bruder hat. Sie entdeckt aber auch, dass sie nicht die Einzige ist, deren Leben sich durch einen Sprung durch die Zeit aus heiterem Himmel um 180 Grad gedreht hat. Aber was steckt dahinter und vor allem: Warum wurde Arizona von einem Ort zu einem anderen fortgerissen und durch die Zeit geschleudert?
Die Portal-Chroniken ist ein Jugendroman, der aber auch Potenzial hat, erwachsene Leser zu begeistern. Die Heldin entpuppt sich, obwohl sie zu anfangs als Göre und später mit einer Tendenz zur Tussi dargestellt wird, als sympathischer Charakter. Gekonnt webt die Autorin dazu eine Liebesgeschichte, spannende Handlungselemente und witzige Teenager-Konflikte ein. Zudem plaudert sie im ersten Band nicht alle Geheimnisse rund um die Zeitsprünge aus, sodass genügend Neugier auf den zweiten Teil geschürt wird. Imogen Rose hat mit ihrem flotten Schreibstil guten Fantasy-Stoff für die Jugend geliefert.
Vielen Dank an Allison Potter für das Bereitstellen des Leseexemplars.