Für einen Elfjährigen kann unsere Welt ganz schön schwer werden. Trotz Vorzeige-Eltern und hübsches Haus hat Tom ein großes Problem in der Schule. Gerade hat das neue Schuljahr begonnen und Tom ist neu in der Klasse. Und somit fast schon automatisch ein leichtes Opfer für pubertierende Mobber. Und ausgerechnet der allseits gefürchtete Big Ben hat ihn auf den Kieker. Aber Tom ist nicht der Einzige. Auch der Graue Arthur ist in seiner Welt ein kompletter Außenseiter. Sein Problem: Seine Erscheinung ist eher durchsichtig und gar nicht gruselig – und für einen Geist gibt es nichts Schlimmeres, als wenn man nicht ordentlich Spuken oder Poltern kann. Und so fließen die Jahrhunderte an Arthur vorbei, ohne dass er jemals seine Bestimmung gefunden hätte. Als Arthur wieder einmal traurig und niedergeschlagen an einem verregneten Dienstag in England auf einer Parkbank sitzt und der wirklichen Welt beim Vorüberziehen zusieht, hört er auf einmal Toms Schluchzen. Der Graue Arthur, der intensive Gefühle hören kann, wird neugierig und macht sich auf, Tom zu finden. Und dann weiß er plötzlich, wozu er bestimmt ist.
Der graue Arthur betrachtete den Menschenjungen, Tom Golden, und plötzlich passte alles zusammen. Er wusste, was er zu tun hatte. Als Geist wird man nur äußerst selten für etwas Sinnvolles gebraucht. Wenn also einmal etwas tatsächlich sinnvoll ist, dann sollte man es nicht schnöde übergehen.
Er war dazu bestimmt, Tom zu finden.
Verstehst du, jeder braucht irgendwen, der begreift, wie man sich fühlt, und genau diese Person war Tom. Sie passten zusammen wie zwei Stücke eines sehr einfachen Puzzles. Arthur brauchte eine sinnvolle Aufgabe, Tom brauchte dringend einen Freund. Wie viel simpler sollte es noch gehen? Die Entscheidung war gefallen, jetzt und hier, und sie schien das Einfachste von der Welt, aber sie sollte sich noch als die gewaltigste Entscheidung in Arthurs Leben herausstellen.
Der Graue Arthur entschied sich, Toms Unsichtbarer Freund zu werden.
Ein Geist als Freund?
Klingt gar nicht so schlecht! Und für Arthur ist es egal, ob sein neuer Freund ihn sehen kann oder nicht. Denn das Wichtigste für Arthur ist es, Tom zu helfen. Und da nimmt der Geist seine Aufgabe sehr ernst. Als Tom in der Schule seinen Füller nicht mehr findet (weil ihn der Klassengeist „Tinten-Bill“ geklaut hat), organisiert er ihm einen neuen. Als Tom am Gang von Big Ben angepöbelt wird, macht Arthur eine Lehrerin darauf aufmerksam, die das Schlimmste noch verhindern kann. Regelmäßig pflückt Arthur die selbstklebenden Zettel („Freak Boy hat abstehende Haare“) von Toms Rücken. Und nachdem Tom eingeschlafen ist, schaltet er die Nachttischlampe aus und deckt seinen neuen Freund liebevoll zu. Und da Arthur Toms Gefühle hören kann, weiß er auch, dass Tom am Ende des Tages schon etwas weniger trauriger ist.
Als durch einen Unfall Tom dann auch noch Arthur sehen kann, scheint die Freundschaft perfekt zu sein. Zumindest geht sie eine Zeit lang gut. Bis zu einem Schulausflug nach „Thorblefort Castle“, einem uralten Schloss, das nicht nur Tomas Schulklasse besucht, sondern auch Hunderte von Geistern, die den Jungen, der Geister sehen kann, kennenlernen möchten. Aber die wenigsten Geister sind so freundlich wie Arthur und so macht Tom Bekanntschaft mit kopflosen Poltergeistern, Snorgels, Kettenrassler und Schreigeister. Als Tom am Schlossfriedhof zwangsläufig auch noch „Trauer-Jane“ kennenlernt, ist er mit den Nerven völlig am Ende. Begleitend von den hämischen Blicken seiner Mitschüler wird er zitternd und weinend nach Hause gebracht. Als seine Eltern auch noch einen Psychiater zurate ziehen, würde Tom am liebsten seine Freundschaft mit Arthur beenden. Doch das Abenteuer beginnt erst jetzt…
„Arthur Unsichtbar und der Schrecken von Thorblefort Castle“ ist das Erste von drei Büchern, die die englische Autorin Louise Arnold über Tom und Arthur geschrieben hat und mit dem sie 2003 den BBC-News Online Kinderbuch-Schreibwettbewerb gewonnen hat. Das sehr liebevoll geschriebene und gestaltete Buch eignet sich hervorragend für junge Leser ab 10 Jahren und begeistert auch ältere Leser. Nicht nur der Schreibstil, sondern auch Handlung, Charaktere und die zahlreichen Querverbindungen zwischen Fantastischem und Realem haben mich restlos überzeugt.