Ein Autounfall, bei dem ihre Eltern tödlich verunglücken, lässt Aislinns Leben aus den Fugen geraten. Sie zieht von Innsbruck in das verschlafene Tiroler Dörfchen Heiligenwald zu ihrer Oma. Die 17-Jährige ist traumatisiert, hat Albträume und hadert mit dem Schicksal. Als sie den eigenartigen jungen Mann Silvius bei ihren Spaziergängen im Wald kennen lernt, fasst sie neuen Lebensmut, denn sie verliebt sich zum ersten Mal. Doch dann kommt es Schlag auf Schlag. Erst distanziert sich Silvius von ihr, dann erleidet ihre Großmutter einen Herzinfarkt. Aislinn sieht nur noch den Ausweg, sich von einem Felsen zu stürzen. Doch bevor das Schreckliche passiert, rettet ein Wesen aus einer alten Zeit ihr Leben. Es ist ein Drache.
Wenn ein junger Mensch trauert und mit dem Schicksal hadert, braucht es Zeit und viel Mitgefühl. Aislinns Großmütter – die eine wohnt in Tirol, die andere in Irland – versuchen auf ihre Art, Aislinn über die schwere Zeit hinweg zu helfen. Erst ein Geschenk ihrer irischen Oma, es ist eine alte Gitarre, vermag es, die trüben Gedanken der jungen Frau zu vertreiben. Und seitdem Aislinn Gitarrenunterricht nimmt, zieht es sie mit dem Instrument immer wieder in den Wald, wo sie ihr musikalisches Talent ungestört ausleben kann. Ihre Melodien und Gesang wecken jedoch etwas Uraltes im Gebirge aus dem Schlaf – einen Drachen. Dieser ist von Aislinns Musik auf Anhieb verzaubert. Da er sich vorübergehend in einen Menschen verwandeln kann, nähert er sich neugierig dem Mädchen.
Die beiden freunden sich an und spüren eine gegenseitige tiefe Anziehungskraft. Als aber Silvius bemerkt, dass Aislinn ihm gegenüber Gefühle hegt, zieht er sich zurück. Er möchte aus Angst vor Unverständnis und Ablehnung sein Geheimnis nicht preisgeben. Diese Distanzierung verletzt Aislinn sehr und als kurz darauf ihre Oma in der Küche zusammenbricht und in das Krankenhaus geliefert wird, ist ihr alles zu viel. Verstört und verzweifelt rennt sie von zu Hause weg, durch den Wald den Berg hinauf, bis sie sich auf einem Felsen über einer Schlucht wiederfindet. Sie stürzt hinab, sieht ihr Leben vorbei ziehen und erwartet den Aufprall.
Der Drache schoss wie ein Pfeil durch die Lüfte. Seine Schwingen dicht an den Körper gelegt, bohrt er sich im steilen Sturzflug in die Tiefe. Der Abstand zwischen ihm und dem Mädchen, dessen Körper gefährlich schnell auf den Erdboden zuraste, verringerte sich. Dann öffnete er seine gewaltigen Klauen, die nun wie riesige Zangen erschienen. Seine eigenen Fluggeschwindigkeit konnte er nicht drosseln, sonst hätte er die Fallende verfehlt. Mit einem kräftigen Stoß schnappten seine Klauen Aislinns Körper und umklammerten ihn schützend.
Silvius bringt Aislinn in sein im Berg tief verborgenes Reich – ein Paralleluniversum -, wo er sie in sein Geheimnis einweiht. Sie erfährt, dass es auf der Welt sieben Drachen gibt, die über die Welt und Natur wachen. Im Fortlauf der Geschichte wird Aislinns Schicksal allmählich mit dem der Drachen verwoben und es wird klar, dass das junge Mädchen mit den alten irischen Wurzeln eine Bestimmung hat. Mystische Naturgeister, eine Druiden-Linie aus Irland und ein schwarzmagischer Zirkel verdichten sich zu einer Geschichte, die viel Wert auf ihre Charaktere legt. Ebenfalls thematisiert wird die fortlaufende Zerstörung der Natur und wie sie dadurch mehr und mehr aus den Fugen gerät. Wenn man so will, kann man Sphärenklang durchaus als ein „Herbstbuch“ bezeichnen, da es mit dieser Jahreszeit die Nachdenklichkeit und den damit verbundenen Willen etwas zu verändern teilt.
Trauer, Verlust und Liebe
Die Indie-Autorin Deva Moon hat tiefe Gefühle in einem wortreichen Roman verarbeitet und ist dabei sehr gefühlvoll vorgegangen. Ich denke, diese Art von Fantasy kommt besonders bei jungen und fantasievollen Lesern sehr gut an. Was mir gut gefallen hat ist, dass das Buch einen starken Österreich-Bezug hat. Einige der Handlungsstränge sind in Tirol, in der Stadt Salzburg und sogar am Fuße des Untersbergs angesiedelt. (Es scheint, als hätte dieser Berg wirklich etwas Magisches. Es ist nur der zweite Fantasy-Roman auf Blücher, in dem dieses Massiv eine Rolle spielt: „Die Erben der alten Zeit“ von Marita Sydow Hamann). Deva Moon selbst stammt aus Oman, ihre Kindheit hat sie jedoch im niederösterreichischen Waldviertel verbracht. Die Verbindung zur Natur ist ihr sehr wichtig, was man auch in diesem Roman merkt. „Sphärenklang“ ist Devas Debütroman, den sie in Eigenregie veröffentlicht hat.