„Ein Fallschirm für Mma Ramotswe“ ist das fünfte Buch einer afrikanischen (Krimi-)Reihe des in Simbabwe geborenen Alexander McCall Smith. Seine Heldin Mma Ramotswe ist Inhaberin der „No.1 Ladies Detective Agency“ in Botswana und gleich mehrere Aufgaben zu bewältigen: Ihr etwas ängstlicher Verlobter will sich nicht vom Himmel stürzen, für eine Friseuse soll sie die Ehekandidaten überprüfen, und ausserdem gibt es da noch die Sache mit ihrer eigenen Hochzeit.
Doch die patente Detektivin mit „traditionellem Umfang“ löst mit Herz und Hirn jede noch so verzwickte Angelegenheit. Die Fälle, die Mma Ramotswe zu lösen hat, haben keineswegs mit Mord- und Totschlag, Gaunereien oder Erpressung zu tun. Es sind alltägliche Angelegenheiten, mit denen ihre Klienten zu ihr kommen. So auch Mma Holonga, die gerne wissen möchte, welche von ihren drei Verehrern es nicht auf ihr Geld abgesehen hat. Aber auch mit eigenen Problemen muss sich die Detektivin herumschlagen: Ihr Verlobter J.L.B Matekoni wird als Fallschirmspringer bei einer Benefiz-Veranstaltung zwangsverpflichtet und Mma Ramotse muss sich was einfallen lassen, um nicht als verlobte Witwe übrig zu bleiben.
Mma Ramotse ist eine schwarze, übergewichtige Super-Heldin, der immer ein Weg durch das menschliche Psycho-Labyrinth einfällt. Zwei weitere weibliche Charaktere sind ebenfalls (fast schon grauenhafte) Gut-Menschen. Zum einen gibt es die Assistentin der Detektivin, die durch ihren Fleiß und Sparsamkeit Karriere gemacht hat (und so nebenbei ihre gesamte Familie durch das Abhalten von Tipp-Kursen für Männer ernährt). Zum anderen gibt es noch Mma Potokwani, die resolute Leiterin eines Kinderheims (!). Weniger gut davon kommen die Männer: hier gibt es nur Gauner, Egoisten, Hallodris und Zwiderwurz’n. Einzige Ausnahme ist klarerweise J.L.B Matekoni, der ehrlich, geduldig und extrem gutmütig seine Autowerkstatt betreibt.
Da die Handlung des Romans etwas dürftig ist, füllt der Autor die Seiten mit liebevollen Beschreibungen von Botswana und seinen Klagen über die langsam entschwindenden Traditionen. Das Buch ist mit den Weisheiten der Protagonistin und ihren Freundinnen gefüllt. Jedoch klingen sie mehr altklug als klug, manche Passagen grenzen schon ans Unerträgliche, was die Klischeehaftigkeit der Dialoge betrifft.
Mma Potokwani schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, feststellen zu müssen, aber es gibt eine ganze Reihe Männer, die von Frauen organisiert werden müssen. Jede Frau weiß das. Erst jetzt, in dieser modernen Zeit, in der Männer plötzlich auf die wunderliche Idee kommen, ihr Leben ohne die Hilfe von Frauen meistern zu wollen – was für eine dumme, gefährliche Idee -, erst jetzt erkennen wir , wie sehr diese armen Männer unsere Hilfe brauchen. Das ist eine sehr traurige Angelegenheit.“
„Davon habe ich keine Ahnung“, konterte Mma Ramotswe. „Ich weiß, dass Frauen den Männern in vielen Dingen behilflich sein müssen. Manchmal ist es auch nötig, die Männer ein wenig anzustoßen. Aber man sollte es niemals zu weit treiben.“
„Nun, man geht auf keinen Fall zu weit, wenn man Männer zum Altar schiebt“, entgegnete Mma Potokwani. „Das haben Frauen schon immer getan, und nur so entstehen Ehen. Wenn man diese Entscheidung alleine den Männern überließe, würden sie es niemals dorthin schaffen. Niemand würde heiraten. Man muss die Männer ans Heiraten erinnern.“
Man merkt die Liebe des Autors zu Afrika (obwohl in Schottland lebend) sehr deutlich. Das drückt sich durch einen gefühlvollen und sanften Schreibstil aus. Die Idee einer afrikanischen Frauen-Detektei, die sich nicht – wie sonst immer – um das Verbrechen kümmert sondern um alltägliche Belange, ist ebenfalls ein positiver Aspekt. Dies rettet auch das Buch vor der totalen Langeweile.