Sich einmal wie Hercule Poirot fühlen und Verbrechen nur mithilfe der grauen Zellen von der Couch aus lösen. Mit dem Kartenspielen „Crime Master“ des Gmeiner Verlags geht das ganz leicht. Wir haben den zweiten Teil „Crime Master 2 – Tatort Urlaub“ getestet, der sich auf mysteriöse Krimi-Fälle in berühmten Urlaubsorten spezialisiert.
25 Fälle warten darauf, gelöst zu werden. Wir haben dafür die besten Voraussetzungen: Wir sind mehr als zwei Personen und älter als 14 Jahre. Mit Block und Stift bewaffnet, genügend Knabberfutter in Reichweite und einer Menge Getränke im Kühlschrank, fühlen wir uns für die Ermittlertätigkeit bestens gerüstet. Wir machen uns an die Arbeit …
Nach dem Studium der Spielanleitung (das geht relativ schnell) bestimmen wir einen „Crime Master“, einen allwissenden Spielleiter, der die Fragen der Profi-Ermittler beantwortet. Wir beschließen, die ersten Test-Verbrechen als Team zu lösen. Es könnte auch jeder für sich spielen. Unser Crime Master wählt eine Aufklärungskarte (in der Beschreibung irreführenderweise als „Großkarte“ tituliert), auf der alle Details zum Verbrechen beschrieben sind. Die Informationen, die wir (die restlichen Mitspieler) herausfinden müssen, sind farblich markiert. Als Anhaltspunkt bekommen wir Detektive eine dazupassende Fall-Karte, auf der die Eckdaten zur Tat gelistet sind und auch der Tatort abgebildet ist. Nun geht’s darum, durch Fragen an den Crime Master den Täter, sein Motiv, die Hilfsmittel sowie den Tathergang herauszufinden. Klar, dass der Crime Master nur mit „Ja“ und „Nein“ antworten darf. Wer auf der richtigen Spur ist, trägt in seiner Ermittlungsakte die entsprechende Punkteanzahl ein.
Ein Hauch von Hollywood
Unser erster Fall führt uns nach Norderney an der Nordsee. Zugegeben, wir sind etwas enttäuscht, weil es sich in diesem Fall nicht um einen Mord, sondern lediglich um Körperverletzung handelt. Was Heinrich Heine mit diesem Verbrechen zu tun hat, bleibt uns lange ein Rätsel, und warum das Opfer ein Flugticket von Beirut nach Frankfurt in der Tasche hat, ebenfalls. Wir brauchen ziemlich lange, um den Tathergang und das Motiv zu rekonstruieren … Aber wir haben uns ja noch gar nicht warm gelaufen!
Beim zweiten Fall geht es um eine Bombendrohung und Erpressung. Schon wieder kein Mord! Egal. „Wir meinen es ernst: Wer Olympia nicht will, braucht auch keine neue Schanze!“, als Angabe auf der Fallkarte, ist trotzdem Motivation genug, das Verbrechen aufzuklären. Mittlerweile haben wir uns schon etwas in das Spiel eingefunden und stellen nicht mehr ganz so chaotische Fragen an unsere allwissende Müllhalde – ähm… Spielleiterin.
Den dritten Fall lösen wir dann schon fast wie Hercule Poirot. In Husum, einer Stadt an der nordfriesischen Küste, wird ein Erpresserbrief am Theodor-Storm-Denkmal gefunden. Der Täter hat die Krokusblütenkönigin entführt und fordert nun 20.000 Euro in einer ALDI-Tüte, abzugeben in einem Mülleimer links der Eingangstreppe der Marienkirche am Ostersonntag um 12 Uhr. Ab jetzt fühlen wir uns wie wahre Profi-Ermittler. Den Fall lösen wir selbstredend in Handumdrehen und haben Spaß dabei.
Mörderisches Spielvergnügen
Aufgebaut wie „Cluedo“, aber anspruchsvoller und kniffeliger als die „Black Stories“: Bei „Crime Master“ ist ein gewisses Hintergrundwissen Voraussetzung, um als Ermittler erfolgreich zu sein. Darum halte ich die Altersempfehlung (ab 14 Jahren) etwas forsch. Die Aufmachung und das Design des handlichen Kartenspiels finde ich gut gelungen. Viel Platz zum Spielen braucht man nicht, und die quadratische Box ist schnell in der Handtasche verstaut. Mit 25 Fällen ist für ein stundenlanges Spielvergnügen jedenfalls gesorgt. Das Kartenspiel ist im Gmeiner Verlag im April 2017 erschienen. Von der Autorin des Spiels, Sonja Klein, sind drei weitere Krimi-Kartenspiele erschienen: „Kreuzverhör“, „Kunststück“ und „Auf der Flucht“.