Der „Uhrmacher“ ist ein Mörder, der mit Präzision eines Uhrwerks arbeitet, um perfekt zu morden, und bei jedem seiner Opfer seine Visitenkarte hinterlässt: eine Standuhr, die leise und unerbittlich vor sich hin tickt. Und noch etwas zeichnet den „Uhrmacher“ aus: er mordet langsam und qualvoll mit einer goldenen Taschenuhr in der Hand und hinterlässt so gut wie keine Spuren. Ideale Voraussetzungen also für das ermittelnde Paar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs.
„Den Ersten, den ich getötet habe, war zum Beispiel vierundzwanzig, also könnte man behaupten, es habe vierundzwanzig Jahre gedauert, bis er tot war.“
Und wenn die New Yorker Polizei mit solchen Fällen nicht mehr weiter weiss, dann klopft sie an Lincoln Rhymes Tür – einem querschnittgelähmten Forensiker, der mit seiner ungeduldigen, launischen und pingeligen Art jedes noch so kleines Staubkörnchen untersucht und allein mit einem Fuzerl Dachpappe den Mörder entlarvt. Amelia Sachs, seine Partnerin (nicht nur beruflich), ist auch wieder von der Partie und mehr denn je, kratzt sie sich die Kopfhaut wund. Denn nicht nur dass die rothaarige und langbeinige Amelia das forensische Laufmädchen für Lincoln mimt, sie ist noch dazu mit einem zweiten Fall beschäftigt, der mit Korruption innerhalb der Polizei zu tun hat. Und dem nicht genug, erfährt sie auch, dass ihr verstorbener Vater ebenso korrupt war.
Ein sadistischer Mörder und korrupte Polizisten. Da ist es mehr als hilfreich, wenn in dieser Situation die Verhörspezialistin Kathryn Dance aus Kalifornien das Ermittlungsteam auf die richtige Spur bringt. Und noch zwei neue Gesichter beschert uns Deaver: zum einen den jungen, noch ziemlich unerfahreren Polizisten Ron Pulaski, der mit seinen naiven Vermutungen Lincoln ordentlich auf die Palme bringt, und ein kleiner Hund namens Jackson, der ebenfalls – nach mürrischer Skepsis – im Team akzeptiert wird.
„Der gehetzte Uhrmacher“ ist ein Buch, das – so befürchte ich – nur Kenner von Deavers Dreamteam Rhyme/Sachs so richtig Freude machen kann. Es werden zwar zwischenmenschliche Zusammenhänge erklärt, sie gehen jedoch nicht in die Tiefe – das würde Deavers Fans wohl etwas langweilen. Der Thriller ist nach bekannter Manier aufgebaut und auch hier überrascht uns der Autor mit Wendungen, die keiner vermuten würde. So gesehen, erwartet Deaver Leser wohlbewährtes, wenn auch altbekanntes und man kann sich darauf verlassen, einen wirklich spannenden Thriller zu geniessen. Was den Uhrmacher von seinen sechs Vorgängern aus der Lincoln-Rhyme-Serie unterscheidet, ist, dass der Roman weniger grauslich-mörderische Fantasien beinhaltet, wie sie z.B. von „Der Knochenjäger“ oder „Der Insektensammler“ noch in Erinnerung sind.