Stammgäste dieses Blogs wissen, dass ich eine Vorliebe für Wien-Krimis habe. Deshalb ist hier mittlerweile eine recht ansehnliche Liste von Lesetipps für Gleichgesinnte zu finden. Vor einiger Zeit schrieb mir ein Krimi-Autor, ob ich auch Krimis rezensiere, die nicht in Wien spielen. Genauer gesagt in Linz. „Es ist die dritte Geschichte mit dem gleichen Ermittlerteam und vielleicht haben Sie ja Lust, da einmal hineinzuschnuppern“, schrieb mir der Autor. Und so lernte ich Major Josef Vierziger kennen.
Ein Blutbad zum Geburtstag
Essen in Nikos Tarverne, ein feuchtfröhliche Tour durch die Altstadt und eine Stripteasebar zum Abschluss – besser könnte die Geburtstagsfeier von Vierzigers Freundin Conny nicht sein. Auf dem Nachhauseweg in den frühen Morgenstunden dann ein Schuss. Und noch einer. Vierziger versucht, die Blutung in der Brust seiner Freundin zu stoppen. Für den Sport-Journalisten Guido Heidlinger kommt jede Hilfe zu spät. Für Vierziger ist der Anschlag ein Schock. Ein Albtraum. Hatten ihm die Schüsse gegolten? Waren Conny und Heidlinger ein Kollateralschaden?
Zum Glück gibts Gaby Glück, die Leiterin der Mordkommission Linz. Da der Major direkt in die Angelegenheit verstrickt ist, darf er in diesem Fall nicht ermitteln. So ist Gaby für die Untersuchung zuständig – offiziell. Und der Major untersucht auch – inoffiziell. Nach den ersten Recherchen verfolgen die beiden 2 Ansätze:
- Ansatz: Der Anschlag hat dem Major gegolten. Ein Racheakt eines Verbrechers, den er verknackt hatte. 2 Tatverdächtige sind gleich gefunden: die Mörder Anton Hauser und Bruno Lang. Ersterer ist krebskrank, hat also nichts zu verlieren, der Zweite dement.
- Ansatz: Der Anschlag hat dem Sportjournalisten Guido Heidlinger, vulgo „Mango“, gegolten. Eine verschlüsselte Liste auf einem USB-Stick, versteckt in einem Tupper-Doserl, gibt Aufschluss über seine aktuellen Recherchen: Doping in der lokalen Sport-Szene, unterschlage Spendengelder einer Linzer Hilfsorganisation und Anlagebetrug einer Green Invest Firma. Genug Stoff für Mord inklusive.
Eine Leiche an der Donau
Und während Vierziger zwischen Krankenhaus – Conny liegt im Koma -, dem Revier und den Wohnungen der Tatverdächtigen hin und her schurlt, passieren auch schon die nächsten Gräuel. Ein bewaffneter Banküberfall mit Geiselnahme und ein Leichenfund an der Donau. Ein dunkelhäutiges Mädchen ohne Unterschenkel aus dem Fluss gefischt. Und um das Ganze noch zu toppen, ist sie auch noch in Plastik verpackt. Da kommt keine Langeweile auf, weder bei den Ermittlern und schon gar nicht beim Leser. Er und sein sympathisches Team leisten solide Polizeiarbeit, die mit jeder Menge Schmäh kommentiert wird.
„Wenn du in fünf Minuten nicht vor der Tür stehst, schick ich dir die Alte da raus, aber mit Zusatzbelüftung im Kopf, verstehst du mich?“
Dubiose Finanzgeschäfte, Blut-Doping und Kinderhandel. Dazu ein ragazzino viziato, ein Radrennprofi mit schlechtem Gewissen und eine immer mehr übellaunigere Gaby Glück. Das alles hält das Lesevergnügen über 330 Seiten konstant aufrecht. Da rückt der aufrechte Held, der Major, fast ein bisschen in den Hintergrund. Er mag klassische Musik, italienische Weine, keine Zigaretten und seine 20 Jahre jüngere Freundin. In der Mitte des Krimis bäckt er sogar eine Geburtstagstorte für sie. Es ist Zuppa Inglese, dessen Rezept als Zugabe am Ende des Buches zu finden ist.
„Kollateralschaden – Major Vierzigers Albtraum“ ist der dritte Fall von Josef Vierziger und Gaby Glück. Ich habe die ersten beiden nicht gelesen, mich aber sofort in der Geschichte zurecht gefunden. Nun bin ich gespannt wie und ob es überhaupt weiter geht. Ich habe sozusagen Blut geleckt…