Die Münchner Polizei fischt eine übel zugerichtete Leiche aus der Isar. Sie hat eine Schusswunde im Bauch, eine abgeschnittene Nase, die Hände sind mit Kabelbinder gefesselt und in ihrem Rachen wurde Meisenknödel gestopft. Noch dazu hat der Tote ein mongolisches Aussehen. Oberkommissar Völz – unter der Hand auch der Fleischwolf genannt – nimmt mit Kollegen Kowalski und Kommissaranwärterin Maria „Mizzi“ Gruber die Ermittlungen zu diesem abgründigen Mord auf. Und diese führt das Trio geradewegs zum Vorstand einer bayerischen Bank.
Frauenhandel, Prostitution und ein russisches Syndikat
„Eiskalter Schlummer“ ist ein in zwei Bänden erschienener Thriller. Der erste Teil („Das Verlies“) beginnt mit dem bestialisch zugerichteten Toten – einem Journalisten und Junkie, der aus einem ungewöhnlichen Land stammt: Kalmückien, ein am Kaspischen Meer gelegenes Land im südeuropäischen Teil Russlands. Er bildet den Auftakt zu einer Serie von weiteren grausigen Hinrichtungen. Bald entdeckt das ermittelnde Trio entdeckt, dass die Morde auf das Konto eines russischen Verbrechersyndikats gehen und dass der Vorstand einer bayerische Bank bei Drogen- und Menschenhandel sowie Prostitution fleißig mitmischt. In „Die Rache“ findet der spannungsgeladene Thriller ein aufregendes Ende und die Auflösung der vielen Rätsel.
Spielarten menschlicher Abgründe
Lutz Kreutzer unterhält mit ausgeklügelter Brutalität und lässt seine Leser einen Blick auf die Spielarten menschlicher Abgründe werfen. Wechselnde Erzählperspektiven, das flotte Erzähltempo, gut positionierte Spannungselemente und ein historisch-sozialer Hintergrund lassen kaum zu, den E-Reader aus der Hand zu legen. Man grinst sich eins bei den sprachlichen Scharmützeln zwischen dem Oberkommissar und seinen Kollegen. Später fiebert man mit, als die verschleppte Ivana ihre Flucht aus dem Verlies plant. Der Leser empört sich über die Misshandlungen, die die beiden Bösewichte Igor und Miro ihren Opfern zufügen und spekuliert bei fortschreitender Lektüre darüber, ob Kommissarantwärterin Mizzi die Person ist, die sie vorgibt zu sein.
Völz war Polizist mit Leib und Seele. Man sagte ihm nach, dass seine Nase für Ungereimtheiten so zuverlässig war wie das Gehör eines Klavierstimmers für verzogene Seiten.
Der Thriller bleibt auf einem konstanten Spannungslevel. Das ist auch seinen Charaktere geschuldet: der aus München stammende Hauptkommissar Benno, der in der Branche nicht umsonst „der Fleischwolf“ genannt wird. Sein zu emotionalen Ausbrüchen neigende Kollege Wasti Kowalski (aus dem Ruhrpott), der so geistreich wie ein Kanarienvogel ist. Die österreichische Kommissaranwärterin, die zu oft auf eigene Faust handelt, gibt Rätsel auf. Oder die Beschreibungen der russischen Verbrecher und ihrer kaltschnäuzigen Aggressionen. Und es gibt auch noch Killian Breitmoser, dem Meister der personellen Drecksarbeit…
Empfehlenswertes Kopfkino
Ein sympathischer Kommissar mit ebenso einnehmenden Mitarbeitern, brutal-fiese Bösewichte, dramatische Morde und eine Entführung: Das alles gewürzt mit nonchalanten Dialogen und einem Hauch Gesellschaftskritik. Krimiherz, was willst du mehr? Den zweiten Teil des Krimis sollte man übrigens parat haben, denn man will wissen, wie es weitergeht.
Der in München lebende Autor Lutz Kreutzer ist nicht nur Schriftsteller und Self-Publisher, sondern auch Naturwissenschaftler, Marketingexperte und Verlagsautor. Auf Blücher haben wir bereits den e-Book Roman vorgestellt: „Gott würfelt doch“. Mit „Eiskalter Schlummer“ hat er einen neuen und wirklich gelungenen Thriller hingelegt.