„Gott würfelt doch“ ist ein Roman von Lutz Kreutzer und ist 2009 als gebundene Ausgabe und 2012 als eBook erschienen. Der Ich-Erzähler, Walter Landes, erzählt in diesem Buch seine Geschichte. Doch bevor er mit dem ersten Teil des Romans „Die Begegnung“ beginnt, lässt ihn der Autor bereits in einem Prolog zu Wort kommen und gibt hier einen Vorgeschmack, was den Leser erwartet: rasante Spannung und eine ausgeklügelte Handlung.
Vor sieben Tagen noch verwandelte das Weiß der Wand jeden Gedanken in meinem Kopf zu Schmerz. Nachdem sie mich endgültig eingesperrt hatten, schrie ich die Mauer sechseinhalb Stunden lang an, bis meine Stimme erstarb. Danach schlug ich meine Stirn dreimal dagegen, dorthin, von wo mich jetzt der Blutfleck erbleicht und fahl anstarrt. Nun stiere ich auf das Papier, das vor mir liegt, und ich habe beschlossen, es gleichgültig zu finden, ob ich in dieser Zelle stecke oder irgendwo anders dahinvegetiere. Ich habe inzwischen den Richterspruch akzeptiert, denn selbst wenn ich frei wäre, könnte ich all das, was geschehen ist, nicht mehr ungeschehen machen.
Sie haben mich verurteilt, weil ich, Walter Landes, am 16. Juli 1988, siebenundzwanzigjährig, angeblich mich, Walter Landes, heimtückisch getötet habe. Mein Urteil lautet: lebenslänglich.
Es kommt nicht sehr oft vor, dass ein Autor es schafft, den Leser bereits im zweiten Absatz so zu fesseln und ihn zum Umblättern zu zwingen. Natürlich möchte man wissen, wie es sein kann, am Mord an sich selbst verurteilt zu werden. Walter Landes beginnt zu erzählen…
Walter beginnt bei seinem Vater, der Medizin studierte und als junger Arzt an die Ostfront musste. Er berichtet, wie sein Vater vom Krieg zurückkam, er keine Verwandten mehr fand und sich in Wien in seine spätere Frau Rita verliebt. Walter ist ein Kind dieser Liebe. Doch als er von seiner Geburt in einem Kreißssaal in der DDR berichtet, tauchen beim Leser schon die ersten Zweifel auf, ob Walters Welt auch wirklich so heil ist. Es stellte sich heraus, dass Rita von eineiigen Zwillingen schwanger war, wobei Walter das Kind war, das überlebte. Walter wächst behütet und umsorgt auf. Später studiert er wie auch sein Vater Medizin und spezialisiert sich auf die Zwillingsforschung und Genetik. Er verliebt sich in die Studentin Anna. Doch Walters Glück währt nicht lange: Zuerst verschwindet Anna verschwindet spurlos auf einer Reise. Die Polizei vermutet einen tragischen Unfall. Und gerade als Walter sich nach Monaten von dieser Tragödie gefangen hat, begegnet er sich selbst:
Es war meine Hand, die mich anfasste, und es waren meine Augen, die mich jetzt ansahen. Ich sackte zusammen, doch er hielt mich fest. Er stützte mich. „Komm“, sagte er ruhig und mit meiner Stimme. „Lass uns gehen, bevor es hier einen Menschenauflauf gibt!“
Die Begegnung mit seinem tot geglaubten Zwilling lässt Walters Leben auf ein Neues Achterbahn fahren. Doch dies ist nur der Beginn zu einer Geschichte durch Zeit und Raum des 2. Weltkriegs, der DDR, der Stasi und gottgleichen Wissenschaftern.
Lutz Kreutzer hat einen erstaunlich packenden und rasanten Thriller mit einer klaren und präzisen Sprache präsentiert. Trotz den eher schwer anmutenden Themen wie Gen- und Zwillingsforschung versteht er es, diese in eine spannende Handlung zu packen und den Leser an keiner Stelle zum Überblättern zu verleiten.
„Mein Vater hat mir als Kind jeden Abend eine Geschichte erzählt. Schon mit sechs Jahren stand ich mit ihm auf der Bühne. Irgendwann lernte ich, dass Geschichten nicht wahr sein müssen, nein, gut müssen sie sein. Ich beschloss Abenteurer zu werden, dann hat man mehr zu erzählen, dachte ich. Ich wurde Kletterer und Flieger und arbeitete lange als Alpin-Geologe. 1990 ging ich nach Österreich und wurde erster Deutscher im Bundesdient am Forschungsministerium in Wien. Um mich einzustellen, mussten die extra Formulare drucken. Seither mache ich hauptberuflich PR für Technik und Wissenschaft. Als Hochschullehrer lehrte ich Marktentwicklung. Als Manager korrespondiere ich mit der ganzen Welt. Das kann bisweilen sehr komisch sein. Irgendwann dachte ich: Sachbücher und Fachpublikationen kann ja jeder, und sah auf den Berg bedruckten Papiers, der vor mir lag (jede Menge wissenschaftlicher Kram). Mit zwei Gipsbeinen schrieb ich dann meinen ersten Roman „Schröders Verdacht“, der die internationale Müll-Mafia und ihre Machenschaften seziert. Ende 2008 hat mein zweites Manuskript einen Verlag gefunden. „Gott würfelt doch“ ist im Juni 2009 erschienen. Im Sommer 2012 habe ich beide Romane als e–Books herausgebracht. „Gott würfelt doch“ war drei Tage lang bei amazon auf Platz 1 der Bestsellerliste der Top–Neuheiten Belletristik.“
Lutz Kreutzer
Weitere Bücher von Lutz Kreutzer