Wenn ein Manfred Baumann über einen Mord in Salzburg schreibt, dann hat das Stil und Flair! Bei ihm geschehen die Verbrechen nicht in Hinterhöfen oder einsamen Wohnungen, sondern vor den fürstlichen Sehenswürdigkeiten der barocken Stadt. In „Wasserspiele“ hat sich Baumann aus den Salzburger Touristen-Attraktionen Hellbrunn, das Lustschloss zu Salzburg mit seinen Wasserspielen, ausgesucht.
Gartenamtsleiter Wolfgang Rilling feiert ein rauschendes Fest. Es ist sein Geburtstag, den er mit viel Pomp und Trara und Promis im Schloss Hellbrunn feiert. Doch das Fest endet für ihn tödlich. Als er sich zu späterer Stunde an den Fürstentisch im römischen Theater mit einer Flasche Wein zurückzieht, wird er brutal mit einem Fackelständer erschlagen. Nun muss Baumanns sympathischer Kommissar Martin Merana den Fall lösen.
„Wasserspiele“ ist der zweite Krimi des Salzburgers Manfred Baumann
Und wie auch in „Jedermanntod“ lässt der Autor den liebenswerten Kommissar Martin Merana in Salzburg besseren Kreisen ermitteln, denn der betuchte Gartenamtsleiter bleibt nicht das einzige Opfer. Die zweite Tote ist die stadtbekannte und ebenfalls stinkreiche Wirtschaftsjuristin Aurelia Zobel. Sie wird in ihrer Villa erschlagen aufgefunden. Und wie auch beim Gartenamtsleiter spielen auch bei diesem Opfer Wasser und rote Schnüre, die um den Hals gewickelt sind, eine Rolle. Die Ermittlungen sind vorerst nicht sonderlich ergiebig und über das Motiv sind sich Merana und seine Kollegen lange nicht sicher.
Oder war es dieses Mal tatsächlich so einfach? Eine verheiratete Frau hat seit einiger Zeit ein Verhältnis. Dann macht ihr Liebhaber bei einer Party vor den Augen aller mit einer anderen Frau rum. Die eifersüchtige Geliebte macht ihm eine Szene. Es kommt zum Streit. Alkohol ist im Spiel. Sie greift in ihrem Zorn zum Eisenständer und zieht ihm das Ding über den Schädel. Und schlägt dann gleich noch einmal zu. Wie hatte Thomas Brunner, der Chef der Spurensicherung, sich ausgedrückt? Kalkulierte Wut? War es tatsächlich so einfach? Merana griff wieder nach seinem Buch und atmete tief durch. Er machte sich keine großen Hoffnungen. So einfach war es selten. Bald würde er mehr wissen. Er begann gedankenverloren, die Seiten durchzublättern und stieß auf die Stelle mit der Beschreibung der Kronengrotte. Sie hieß tatsächlich auch Midasgrotte. Warum Apoll als Statue ausgerechnet in der Midasgrotte stand, erfuhr er nicht. Dafür wurde er durch die Lektüre belehrt, dass die Statuen des jungen Gottes und des bedauernswerten Marsyas aus weißlichem Untersberger Marmor gefertigt waren, aus demselben Material wie der mächtige Dom in der Altstadt. Und mit dem Gefühl, wenigstens etwas erfahren zu haben, legte er das Buch beiseite und löschte das Licht.
Privat läuft es für Merana ebenso bescheiden: Seine geliebte Großmutter liegt auf der Intensivstation, mit seiner Beziehung zur Birgit geht es bergab – auch deshalb, weil Meranas Gefühle zur jungen Polizistin Andrea sich zu intensivieren beginnen.
Mehr Reiseführer als Krimi
Baumann hat eine solide Handlung konstruiert und die handelnden Charaktere liebevoll gezeichnet. Seine Liebe aber gilt offensichtlich der Stadt Salzburg und insbesondere Hellbrunn. Dem Lustschloss werden so viele informative Seiten über Geschichte und Symbolik gewidmet, dass die Handlung ins Hintertreffen gerät. Man gewinnt den Eindruck, einen Reiseführer mit verbrecherischen Elementen in den Händen zu halten. Nichtsdestoweniger ist „Wasserspiele“ ein unterhaltsamer Roman, der Salzburg-Fans sicher erfreuen wird.