Bücher über Österreich oder von österreichischen Autoren. Lest und ihr lernt das Land kennen.
„Mosaik der französischen Revolution in mehreren Bänden – Band I – Mirabeau – 1788“: So lautet der Untertitel dieser facettenreichen Roman-Serie. Bevor nun demnächst der zweite Band „Brouillé“ erscheint, hier nun mehr über den Beginn der Erzählung, in der – neben einem verliebten Intellektuellen – die Anfänge der französische Revolution die Hauptrolle spielen: Nachhilfe in europäischer Entwicklungsgeschichte mit einem Hauch von Mantel-und-Degen.
Und die Geschichte des Leopold Wallisch – vulgo Lemming – geht weiter: Der Lemming arbeitet nun schon eine geraume Zeit im Schönbrunner Zoo als Nachwächter („der Tiefpunkt seiner Karriere“) und ist mit seiner Freundin, der Klara, noch immer zusammen. Ein beschauliches Leben ohne Mord und Totschlag also, wenn er nicht eines Nachts einen toten Pinguin im Polarium finden würde – erhängt mit einer roten Schnur, im Schnabel einen Zettel haltend, auf dem sich nichts als eine merkwürdige Zahlenkombination befindet. Als der Lemming dann auch noch den Auftrag bekommt, dem Tiermord nachzugehen, erwacht seine detektivische Spürnase. Eigentlich hätte der Lemming in der Nacht des Pinguin-Mordes keinen Dienst. Aber als sein Kollege Josef Pokorny überraschend wegen eines Akkordeon-Konzerts nach Linz muss, übernimmt der gutmütige Lemming die Nachtschicht. Als der Lemming von Kommerzialrat Hörtnagl, dem wichtigsten Geldgeber des Schönbrunner Zoos, mit der Aufklärung des Tiermords beauftragt wird, ist der Pokorny Lemmings erste Spur. Gleichzeitig kommen ihm schon die ersten seltsamen Vorahnungen: Warum soll der Lemming und nicht die Polizei den Mord aufklären? Und warum ist sein Auftraggeber nicht der Chef sondern „nur“ der Mäzen des Zoos, der ihm noch dazu mit einem Patzen Geld ausstaffiert?
Für jene, die den Kinostart von „Der Fall des Lemming“ nicht verpasst haben und wissen wollen wie es weitergeht, hier nun „Lemmings Himmelfahrt“, der zweite Fall des recht patscherten und liebenswerten Wiener Ex-Polizisten. Er hat’s wirklich nicht leicht, der Lemming: In seiner Wohnung steht das Wasser, weil ein Rohr geplatzt ist, bei seiner Freundin ist ein blondes Muskelpaket eingezogen und als er sich in ein Kaffeehaus setzt, um sich in Selbstmitleid zu wälzen, gerät er auch noch in einen Wickel, der mit einem Toten, dem Krankenpfleger Ferdinand Buchwieser, endet. Und dann steht nur noch der Lemming mit der Schusswaffe in der Hand da und die Hirnmasse des Toten klebt ihm auf dem Hemd. Das alles um viertel sieben in der Früh am Wiener Naschmarkt.
Wien: Ein aufgesetzter Schuss in die Schläfe eines Fremdenführers in einer Kirche. Die noch brennenden Kerzen bilden zwei Buchstaben – ein L und ein I. Lissabon: Eine Touristin wird mit einem Kampfstoff vergiftet, ihr Kopf – auf dem AGNES eingeritzt ist – wird in ein Bachbett gelegt, so dass das Gift langsam dem Tejo freigegeben und ein ökologischer Supergau verursacht wird. Wien: eine Studentin wird von der Kuppel der Karlskirche gestossen, das Gesicht schwarz bemalt, der Rücken mit Flügeln versehen. Mysteriöse Morde als Auftakt für eine perfekt inszenierte Unterhaltung.
Was macht einen österreichischen Anti-Helden aus: Er ist tolpatschig, erfolglos aber zumeist sympathisch. Robert Pucher ergänzt seinen Protagonisten Daniel Reichenbach mit der Eigenschaft der Depressivität. Daniel lebt in Wien, ist verheiratet und ist Schriftsteller. Nicht nur, dass sein Talent am Markt der Literatur wenig Gefallen findet, wacht er zudem nach einer durchsoffenen Nacht neben einer Leiche auf – und das zu Hause in seiner Badewanne. Selbstredend ist Daniel völlig mit der Situation überfordert. Daniel ist vorerst nicht sicher, ob er nicht als Mörder in Frage kommt. Aber trotz allem muss erstmal die Leiche an einem Waldrand entsorgt werden. Natürlich wird die Leiche gefunden und ausgerechnet Daniels Schwester Simone, Leiterin der Mordkommission, und ihr Mitarbeiter Kurt Doppler werden mit der Lösung des Falls beauftragt.
Es ist eine skurile Geschichte mit überzeichneten Charakteren: Simone als S/M Emanze, Doppler als stinkender, vergewaltigender Prolo, Daniel als heruntergekommenes, winselndes Nichts, seine Frau Maria als wandelndes Klischee eines überschätzten Vollweibs. Dazu gesellt sich eine Handlung, einfach gestrickt und deshalb recht schnell durchschaubar.
Fazit: Na, ja….
Nach Richard K. Breuers „Rotkäppchen 2069“ war ich ja schon auf einiges gefasst, überrascht hat mich sein aktuelles Buch dennoch. „Schwarzkopf“ ist anders, etwas weniger abgedreht und absurd als sein Vorgänger. Breuer setzt erneut auf vertraute Irr-Sinnigkeiten, wie z.B. ein Buch in Dialogform zu schreiben. Er schafft es aber, den Leser damit weder zu langweilen noch ihn mit der Vielzahl an Charakteren zu verwirren. „Schwarzkopf“ ist eine rabenschwarze Krimi-Comedy mit vielen Parallelen zum „Der dritte Mann“. Muss hier noch gesagt werden, dass dieser Wahn-Witz in Wien spielt? Hollywood kommt nach Wien ++ Rette sich, wer kann!