Das Pech der Bestseller ist, dass man schon vorher weiß, um was es geht und was man erwarten kann. Ich hätte schon blind und taub sein müssen, den Hype um dieses Buch nicht mitzubekommen. Auch wenn man sich noch so lange weigert, mit dem Zug des Mainstreams mitzufahren, es kommt dann doch der Punkt, an dem dieses Buch das Gespräch am Stammtisch bestimmt. Man wird fast schon genötigt, das Buch zu lesen, um mitreden zu können. So ist es mir mit „Fifty Shades of Grey“ ergangen – ein paar Flaschen Prosecco haben ihr Übriges getan.
„And I’d never beat you black and blue. I aim for pink.“
Um was es geht, wusste ich bereits aus Tageszeitungen und Blog-Einträgen. „Fifty Shades auf Grey“ ist der erste Teil einer Trilogie und wird unter dem Begriff „erotic novel“ gehandelt. Die junge Studentin Anastasia Steele verliebt sich in den erfolgreichen, gut aussehenden Unternehmer Christian Grey. Sie stellt ziemlich schnell fest, dass Grey eine Vorliebe für BDSM (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) hat. Doch bevor sich die beiden in den Ledersex vertiefen, muss die jungfräuliche Anastasia erst mal in den traditionellen Sex eingeführt werden. Die beiden beginnen sich – jeder von seiner Seite aus – allmählich anzunähern, vom anderen zu lernen und ihre Regeln und Vorlieben zu kommunizieren.
So you’ve just slept with him, given him your virginity, a man who doesn’t love you. In fact, he has very odd ideas aobut you, wants to make you some sort of kinky sex slave.
Erotische Literatur kommt gut an. Rüttelt ein Autor oder eine Autorin in vertretbarem Maße auch noch an einem Tabu, kann aus einem Roman eigentlich nur ein Erfolg werden. E.L. James hat offensichtlich die Verknüpfung zwischen Reizvollem und Abstoßendem mit Bravour gemeistert. Dies beweisen die Verkaufszahlen. Und sie hat es geschafft, dass auf breiter Ebene über ihr Buch diskutiert wird. Es ist dabei ziemlich nebensächlich, ob der eine das Buch zu soft, oder ob ein anderer es frauenfeindlich findet. Welche Einstellung man zu diesem Buch auch hat, es hängt wohl stark mit der eigenen Einstellung zu Sex im Allgemeinen ab.
Ich für meinen Teil hätte mir einen besseren Erzählstil gewünscht. Dass der Vertrag z.B. öfters im Buch zu finden ist, ist mehr als überflüssig. Und für die nächste Zeit werde ich die Wörter “crap” und “intimidate” weder hören noch lesen wollen. Wortwiederholungen und das Klischee der naiven Amerikanerin und ihrem (fast) tadellosen Liebhabers haben das Lesevergnügen getrübt. Aber dafür wird man ja mit einigen heißen Sex-Szenen belohnt, oder?