Website-Icon Blücher – der Buchblog

Klaus Nüchtern: Ok ist eh ok

ok-ist-eh-ok

„Ok ist eh ok“ ist der fünfte Band des Falter-Kolumnisten Klaus Nüchtern (der heisst wirklich so!). 74 ausgewählte „fesche“ Komlumne, veröffentlicht jede Woche im Falter unter dem Titel „Nüchtern betrachtet“, beschreiben kleine, feine Details aus dem Alltagsleben des österreichischen Journalisten. Ob es um das Kochen, Essen, Reisen, Haushalt, Einkaufen oder um das Beobachten von Vögeln geht: Mit pointiertem Witz und herrlichen Wortkreationen wird regelrecht jongliert und einem bleibt nichts anderes übrig als umzublättern und aufs Neue zu kichern.

„Zu der Kunstform Kolumne ist zu sagen, dass sie kurz ist und nicht sehr systematisch und dass der Kolumnist immer über sich selber schreibt. Angeblich schreiben Kolumnisten über alles, in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall, sie schreiben immer über das Gleiche, ihre Befindlichkeit aber jedes Mal auf eine andere Weise. Die Schallplatte, die der Kunstform Kolumne am nächsten kommt, stammt von der slowenische Band Laibach und enthält zwölf verschiedene Versionen des Songs „Sympathy for the Devil“. Je länger man eine Kolumne schreibt, desto schwieriger wird es übrigens, das ist ähnlich wie beim Schraubenzudrehen.“

Diese kurze Nachhilfe zu den Grundformen des Journalismus wird im Vorwort zu den 74 Kolumnen dem Leser auf dem Weg mit gegeben. Der Verfasser des Vorworts ist ebenfalls ein Kolumnist, allerdings ein deutscher, der für „Die Zeit“ schreibt: Harald Martenstein. Und auch wenn man eher dazu geneigt ist, Vorwörtern wenig Beachtung zu schenken (man möchte ja schnell zum Wesentlichen gelangen) – in diesem Fall ist es anzuraten, sich auch diesen Seiten zu widmen.

Kolumnen sind ja eigentlich die Verschnaufpausen beim Lesen einer Zeitung. Zwischen Krieg, Wirtschaftskrise und schlechter Wettervorhersage tut es einfach gut, sich kurz mal bei einer Nebensächlichkeit aufzuheitern. Vorausgesetzt ein kluger Kopf mit einer spitzen Feder hat sie verfasst. Bei „Ok ist eh ok“ ist das Gott sei Dank der Fall. Aber gleich ein Buch kaufen, wo man doch eh das jeden Tag in der Zeitung lesen kann? Erstens ist der „Falter“ ein eher lokales, hauptsächlich in Wien gelesenes Medium (hier zu Lande kenn man ihn zwar, aber ein Abo haben nur wenige) und das zweite, was für ein Buch gesammelter Werke spricht, ist, dass es überall mitgenommen werden kann und man die Verschnaufpausen auch dann einlegen kann, wenn es gerade nicht die Zeit der Tageszeitung (vorzugsweise beim Frühstück) ist. Dann gerade halt, wenn man eine braucht.

Es geht nicht darum, Kommentare zum Tagesgeschehen abzugeben oder etwas anzuprangern, sondern darum, Alltagsbeobachtungen oder vermeintlich banale Dinge so aufzupolieren, dass sie zu funkeln beginnen.

(Quelle: Interview mit Klaus Nüchtern auf www.buecher.at, März 2007)

Subjektives über Gott und Welt im Allgemeinen und über die Welt des Kolumnisten im Speziellen: Das mag nun nicht gerade spannend klingen, und Nüchterns Anekdoten sind ja auch nicht spannend, dafür umso spaßiger. Er beschreibt Alltägliches nicht nur treffend und wahr, er tut dies mit Wortschöpfungen, bei denen man nur noch hoffen kann, sie sich zu merken, um sie dann in einer lustigen Stammtischrunde als Eigenkreation verkaufen zu können: Wiener Feinrippnazi, Prinz Pampe, Raffinessendefizit, slowenische Sportflachware (die Schi-Marke Elan ist gemeint), unprogressiver Gemütszustand, Newyorknachmache, Gemeinschaft akustischer Spontanterroristen, etc.

Klaus Nüchtern schreibt seit vielen Jahren die Kolumne „Nüchtern betrachtet“ für die Wiener Stadtzeitung „Falter“, wo er auch stellvertretender Chefredakteur ist. 2009 wurde er mit dem Preis für Publizistik der Stadt Wien ausgezeichnet.

Die mobile Version verlassen