Shakespeares wichtigste Werke in ein paar Stunden erzählt – klingt als ob man sich hier viel Arbeit ersparen könnte. Tatsächlich werden in Köhlmeiers „Schakespeare erzählt“ elf Werke des englischen Dichtergenies nacherzählt und gleich auch interpretiert. Und das auf kurze, prägnante und unterhaltsame Weise, denn der Nacherzähler der Nation hält sich zwar an den Handlungsablauf der Dramen jedoch nicht an den Shakespeares’schen Stil.
Im Klappentext bringt es Köhlmeier auf den Punkt, was uns so an Shakespeare fasziniert und warum der Dichter immer noch so beliebt bei Lesern und Theaterbesuchern ist:
„Was wir nicht über uns wußten – seit Shakespeare wissen wir es.“
Köhlmeier trifft mit seinen Interpretationen über die elf erzählten Werke in Schwarze, wenn es um die komplizierte Psyche der Menschen geht. Dies macht das Buch äußerst hilfreich, wenn man schnell Infos über Intention und Charakter von literarischen Helden wie Macbeth, Hamlet, Romeo oder König Lear, braucht. Das aber, was bei seinen Erzählungen verloren geht, ist die Atmosphäre der Dramen. Besonders auffallend beim Klassiker „Romeo und Julia“ oder bei der Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Köhlmeier erzählt kurz und bündig – keine Zeit für Romantik und Fantastik:
„Lysander!“ ruft sie. „Wach auf! Ich bin es, Helena!“
Und Lysander? Er wacht auf. Reibt sich die Augenlieder. Öffnet die Augen. Die verzauberten Augen. Und was sieht Lysander?
„Helena!“
„Ja, ich bin’s!“
„Du Wunderschöne!“
„Was?“
„Geliebte!“
„Wie bitte?“
„Du Privilegienarchiv der Natur!“
„Träumst du?“
„Verketten will ich mein Herz mit deinem!“
„Spinnst du?“
„Ich liebe dich, Helena!“
„Seit wann?“
„Seit immer!“
Der Saft der Zauberblume wirkt.