Aidan Walsh ist knapp über fünfzig und kauft sich einen Sarg. Nicht dass er todkrank wäre und der Familie Arbeit und Geld ersparen möchte. Er ist auch nicht einer von der blutsaugenden Sorte oder einer, der sein S/M-Repertoire im Keller erweitern möchte. Aidan hat einen respektablen Grund, sich im Laden des Sargverkäufers umzusehen. Sunny Jim Electronics, wo Aidan arbeitet, will die Fabriken in Wales schließen, um seine Produktion nach Indien zu verlegen. Für Aidan und seine Kollegen würde das die Arbeitslosigkeit bedeuten. Deshalb reift in ihm eine Idee zu einer abgründigen Protestaktion: Er lässt sich in seinem Garten begraben. Lebendig natürlich. Und solange, bis Sunny Jim Eletronics zusagt, das hiesige Werk nicht zu schließen, wird er unter der Erde bleiben. Und nachdem alles mit seinen Freunden im hiesigen Pub ausführlich geplant und besprochen ist, packt Aidan seine Schaufel und fängt im Garten an zu graben. Ein Schacht zwischen Kiste und Rasennarbe ist die einzige Verbindung zur Oberwelt, sein Klo ist eine Bettpfanne und seine Dusche sind eine Packung Feuchttücher.
Und jetzt war Aidan schließlich allein, in seiner Pappkiste eingesperrt, über sich eine zweit Meter dicke Schicht Erde. Der Tag drehte sich vor ihm aus wie eine Gefängnisstrafe. Er musste sich an die Einzelhaft gewöhnen. Bis Frank ihm sein Mittagessen brachte, würde es keine weiteren Besucher geben. Er sah auf die Uhr; noch nicht ganz halb neun, dreieinhalb Stunden noch, bis er wieder ein menschliches Gesicht sehen würde. Es war so still. Unglaublich still, die Stille legte sich so schwer über ihn wie die Erde auf seinem Sarg.
Er war allein. Er hatte Angst. Komm schon, du bist erst ein paar Minuten hier unten, reiß dich zusammen.
„Also Aidan, es hat keinen Sinn, hier rumzuliegen und dich selbst zu bemitleiden, jetzt wollen wir erst mal ein bisschen Ordnung schaffen“, sagte er laut.
Aidans Protestaktion bleibt natürlich nicht unbemerkt. Während er sich in seiner engen Behausung mit Tagebucheintragungen und Radiohören von der psychischen Belastung abzulenken versucht, tauchen die ersten Medienvertreter auf. Für manche Nachbarn ist Aidans Grabstätte auch eine Anlaufstelle, sich zu nachtschlafender Zeit das Herz auszuschütten. Und somit ist Aidans Zeit mit Interviews, Telefonaten und Lebenshilfe ausgefüllt. Dennoch wartet er verzweifelt auf den Tag seiner Ausgrabung, auf den Tag, an dem Sunny Jim Electronics nachgibt. Aber so einfach gestaltet sich der Kampf David gegen Goliath nicht. Sunny Jim denkt gar nicht daran sich in die Enge treiben und sich von einem x-beliebigen Arbeiter erpressen zu lassen. Und immer mehr gerät der Eingegrabene in die Mühlen moderner Medienarbeit und Politik.
„Wenn ein Mann mit über sechsundzwanzig noch Bus fährt, kann man ihn getrost als Versager bezeichnen.“ – Margaret Thatcher
Kann sich jemand noch an die Filme wie „Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten“ oder „Ganz oder gar nicht“ erinnern? In dieselbe Kerbe schlägt auch „Ab nach unten“: Einfach gestrickte Charaktere aus der Arbeiterklasse, deren Lebensinhalt sich ganz nach Fußball, Bier und Stress mit der Familie ausrichtet, bekämpfen auf ihre Art die Wirtschaftskrise. Und in ganz britischer Manier wird ihr Protest auf tragikomische Weise durchgezogen. Je skurriler, desto besser.