Was macht eine Haus-/Ehefrau und Mutter eigentlich jeden Tag – eine ganze Woche lang? Eine simple, banale Geschichte erzählt hier eine durchschnittlichen Frau mit einem durchschnittlichen Mann und durchschnittlichen Kindern. Dennoch keineswegs ein Buch für’s Verstaubenlassen. Mit Hausverstand, entwaffnender Ehrlichkeit und einer Portion treffender Schlagfertigkeit beschreibt die Protagonistin Andrea Schnidt ihren Alltag und macht damit diese Lektüre zum „ultimativen Stimmungsaufheller“ – zumindest für (verheiratete) Mamis.
Andrea Schnidt ist vom Hausfrauen-Leben ein wenig frustriert. Und weil alle Lebenshilfebücher raten, aufzuschreiben, was man ändern will, fertig sie eine Liste mit fünf Zielen an, die sie so schnell als möglich umgesetzt haben möchte: Spannung, Sex, Anerkennung und schlankere Schenkel. Spannung bekommt Andrea gleich zu Beginn des Romans, als sie von einem RTL-Team beim Schwarzfahren ertappt wird. Sex kommt in Form eines Vibrator-Hasen. Nur mit der Anerkennung und den schlankeren Schenkel haperts ein bisschen.
Und dazwischen kommt der sexy Stromabzähler vorbei, passiert ihrem Sohn ein übel riechendes Mischgeschickt im Bällebad bei Ikea, das rasselnde Päckchen mit dem „Rosa Rammler“-Vibrator landet bei der Nachbarin und löst einen Bombenalarm und so nebenbei wird auch noch ein Überraschungsfest für den Ehemann organisiert, das mit einem Desaster endet. Der ganz normale Wahnsinn eben. Und weil es auch der Protagonisten manchmal reicht, wird’s dann auch mal ganz schön gnadenlos.
„Ich hatte mir verschieden Sexratgeber besorgt: “Wie man wieder Schwung ins eigenen Bett bekommt“, „Was Männer wirklich wollen2, „Mach ihn geil“, oder so ähnlich. Drei Bücher immerhin. Was sind schon 43 Euro, wenn dafür der Bär im Bett tobt. Man muss bereit sein, Investitionen zu tätigen. Übrigens habe ich den Kram bei Amazon bestellt. Der Gedanke, an der Kasse im Buchladen mit dem Zeug zu stehen und damit der Kassierin und allen in der Schlange hinter mir deutlich zu zeigen, dass bei mir im Bett offensichtlich eine erbärmliche Flaute herrscht – nein danke.
Die Praxiserfahrung nach der Lektüre war reichlich niederschmetternd. „Nehmen Sie beim Oralverkehr eine Ladung trockenen Reis in den Mund und er wird im siebten Himmel schweben“, klingt als Idee ja durchaus interessant. Aber sollte man dafür nicht mindestens den Maulumfang eines Nilpferdes haben? Ich war unsicher und hatte schon beim Trockentraining mit dem Reis – wird dringend empfohlen – leichte Erstickungsanfälle. Man sollte zur Übung den Reis in den Mund nehmen, zwei große Esslöffel als Minimum, und dazu eine mittelgroße Banane. Oder eine Zucchini. Dann den Reis rund um die Banane beziehungsweise Zucchini bewegen. Ich weiß nicht, wie es der Banane ging, ich hatte akuten Würgereiz und musste bestimmt fünf Minuten husten, weil mir einige Reiskörner in die Luftröhre gerutscht waren. Ob das erotisierend wirkt – ich hab so meine Zweifel und es deshalb beim Versuch ohne lebendes Objekt belassen. Zu Reis habe seither ein eher gespaltenes Verhältnis und wenn ich im Supermarkt Frauen sehe, die Reis kaufen, will ich gar nicht wissen, was genau die damit vorhaben.“
Das Buch (erschienen im Fischer Verlag) mag keinen literarischen, philosophischen oder sonstigen Anspruch haben, für manche (Singles) wird es sogar überzogen und aufgedreht erscheinen. Nichtsdestotrotz: „Familienpackung“ ist eine kurzweilige, witzige Angelegenheit und eine gute Alternative zu „Desperate Housewives“. Für so manche demotivierte Haus- und Ehefrau vielleicht auch Ansporn, den Alltag nicht mit zuviel Ernst zu begegnen.